Modellergebnisse
Numerische Simulation mit Erd- und Eismodellen (RSES)

Die Ergebnisse der numerischen Simulation mit Erd- und Eismodellen (RSES) bestätigen und verfeinern die Kernaussagen von Vink et al. (2007).

Danach können folgende Aussagen getroffen werden (Vink et al., in Vorbereitung ):

  • Belgien ist im Vergleich zu gängigen eustatischen Meeresspiegelkurven (z.B. Fleming et al., 1998; Peltier, 2002; Milne et al, 2005) durch eine geringfügige isostatische und tektonische Subsidenz gekennzeichnet (Abbildung).
  • Beobachtungs- und Modelldaten weisen auf vier auflösbare glazio-isostatische Zonen hin (Zone I bis IV). Die Zone des maximalen postglazialen isostatischen Kollaps läuft in einem schmalen WNW-ESE gerichteten Streifen durch den zentralen deutschen Nordseesektor (blaues Band).
  • Die isostatische Absenkung im Zentrum der Kollapszone (= niedersächsische Küste / Elbeurstromtal / Entenschnabel) beträgt im Vergleich zu Belgien laut Modellaussagen ca. 20 m seit 10 ka BP; dies reduziert sich auf ca. 5 m seit 5,5 ka BP und ab 4,8 ka BP ist sie nicht mehr auflösbar.
  • Die  Dimension, Form und Ausrichtung des Forebulges ändert sich in Raum und Zeit, sowie auch die Position der Kippungsachse / Null-Linie zwischen Subsidenz und Landhebung (z.B. Gehrels et al., 2006). Modellergebnisse weisen auf eine asymmetrische Form des Forebulges hin, der im Nordosten durch das Ringkøbing-Fünen Hoch in Dänemark und im Südwesten durch das London-Brabanter Massiv in Belgien abgegrenzt wird (Abbildung).
Modellierte regionale Verteilung der Krustenbewegungen seit dem letzten glazialen Maximum
Krustenbewegung.jpg
  • Innerhalb des blauen Bandes von modellierter maximaler galzio-isostatischen Absenkung (Abbildung) gibt es deutliche Höhenunterschiede in den Mittleres Tidenhochwasser-Werten der gelben Punkte (südliches Elbeurstromtal und Küstenbereich) und der violetten Punkte (nördliches Elbeurstromtal und Entenschnabelbereich), die bei 9,5 ka BP ca. 5,5 m betragen. Diese Unterschiede betragen nach Abzug der möglichen Effekte von unterschiedlichem Tidenhub und Hydro-Isostasie zwischen diesen Regionen immer noch ca. 4,5 m und sind hauptsächlich auf zunehmende tektonische Subsidenz in nordwestlicher Richtung zurückzuführen.
  • An der deutschen friesischen Küste ist die langfristige tektonische Komponente seit dem Eem mit ca. 0,05 m/ka gering (Behre et al., 1979). Unsere Daten zeigen, dass diese tektonische Komponente in nordwestlicher Richtung bis zu Werten von ca. 0,5 m/ka im Entenschnabelbereich - wahrscheinlich allmählich - ansteigt.
Literatur

Behre, K.-E., Menke, B. & Streif, H., 1979. The Quaternary geological development oft he German part of the North Sea. In: Oele, E., Schüttenhelm, R.T.E. & Wiggers, A.J. (Eds.), The Quaternary History of the North Sea. Acta Universitatis Upsaliensis, Symposia Universitatis Upsaliensis Annum Quingentesimum Celebrantis 2, Uppsala, pp. 85-113.

Fleming, K., Johnson, P., Zwartz, D., Yokoyama, Y., Lambeck, K. & Chappell, J., 1998. Refining the eustatic sea-level curve since the Last Glacial Maximum using far- and intermediate-field sites. Earth and Planetary Science Letters 163, 327-342.

Gehrels, W.R., Szkornik, K., Bartholdy, J., Kirby, J.R., Bradley, S.L., Marschall, W.A., Heinemeier, J. & Pedersen, J.B.T., 2006. Late Holocene sea-level changes and isostacy in western Denmark. Quaternary Research 66, 288-302.

Milne, G.A., Long, A.J. & Bassett, S.E. (2005). Modelling Holocene relative sea-level observations from the Caribbean and South America. Quat. Sci. Rev. 24, 1183-1202.

Peltier, W.R. (2002). On eustatic sea level history: Last Glacial Maximum to Holocene. Quat. Sci. Rev. 21, 377-396.

Peltier, W.R., 2002. On eustatic sea level history: Last Glacial Maximum to Holocene. Quaternary Science Reviews 21, 377-396.

Vink, A., Steffen, H., Reinhardt, L. & Kaufmann, G., 2007. Holocene relative sea-level change, isostatic subsidence and the radial viscosity structure of the mantel of northwest Europe (Belgium, the Netherlands, Germany, southern North Sea). Quaternary Science Reviews, 26, 3249-3275.